Waltharielied

Die älteste Quelle, das Waltharilied erzählt die Geschichte des Königssohnes Walther von Aquitanien und der Königstochter Hildegunde von Burgund. Sie wurde vermutlich von einem Mönch Ekkehart I. im Kloster von St. Gallen (um 920) niedergeschrieben. Die Verfasserschaft Ekkeharts ist in der Forschung aber umstritten.
 
Vor 1500 Jahren, zur Zeit der großen Völkerwanderung, überfiel der Hunnenkönig Attila mit seinem Heer den Westen des heutigen Europa und eroberte kampflos das Reich der Franken am Rhein, das Reich der Burgunder und das Reich der Westgoten, Aquitanien. Der Frankenkönig Gibbich von Worms, König Herrich von Burgund sowie König Alpher von Aquitanien unterwarfen sich freiwillig, um der Verwüstung ihrer Länder zu entgehen.


Gibbich , ist der erste namentlich genannte, historisch jedoch nicht sicher belegte König der Burgunden. Er wird hypothetisch auf das Ende des 4. Jahrhunderts datiert. Die nachgewiesenen Burgundenkönige des 5. Jahrhunderts, Gunther, Gernot und Giselher, gelten als seine Nachkommen. Sein Name wird in den Lex Burgundionum genannt, aber auch im Atlilied und (als Gjuki) in der Völsunga-Saga.


Beim Rückzug Attilas mussten ihm die drei Könige durch Eid geloben, jährlichen Tribut in Form von Gold und Edelsteinen zu zahlen. Als Unterpfand verlangte Attila je eines ihrer Kinder als Geisel. So zogen der Königssohn Walther von Aquitanien und die Königstochter Hildegunde von Burgund mit Attila an dessen Königshof. Da aber Gunther, der Sohn von König Gibich in Worms, noch zu jung war, musste Hagen von Tronje, ein Oheim des jungen Gunther, an dessen Stelle mit in das Hunnenland ziehen. Nach Jahren drang die Kunde an Attilas Königshof, dass in Worms König Gibich verstorben war und der junge Gunther den Königsthron bestiegen hatte. Gunther weigerte sich, weiterhin Tribut an Attila zu zahlen, weshalb Hagen, der nun um sein Leben fürchtete, in einer verwegenen Flucht den Hunnenhof verließ und nach Worms heimkehrte. Kurz danach flohen Walther und Hildegunde ebenfalls. Zwei Schatztruhen voll Gold, die ihre Väter als Tribut gezahlt hatten, nahmen sie mit. Nach 40 Tagen erreichen sie südlich von Worms den Rhein und lassen sich von einem Fährmann übersetzen. Nachdem sie den Rhein überquert hatten, zogen Walther und Hildegunde auf dem alten Römerwege nach Westen, dem Wasgenwald entgegen. König Gunther, der von der Flucht erfahren hatte, will sich das Gold aneignen und verfolgt die Flüchtigen. Hagen willigt widerwillig ein, ihn zu begleiten. Am Wasigenstein kommt es zum Kampf. Walther besiegt die Übermacht des Frankenkönigs Gunther und schließlich auch Gunther selbst und dessen Oheim Hagen von Tronje. Gunther verliert bei diesem Kampf ein Bein und Hagen ein Auge. Nach der Schlacht kommt es zur Versöhnung und die Kämpfer ziehen zurück in ihre Heimatländer. Gunther und Hagen kehren ohne Schätze geschlagen an den Königshof in Worms zurück. Soweit das Waltharilied. Der Waltherius enthält viele Parallelen zum Nibelungenlied. Überschneidungen gibt es zum Beispiel in den Schauplätzen, die Gegend um Worms und den Hof Etzels und bei einigen Personen, nämlich Etzel, Gunther und Hagen. Anders als im Nibelungenlied ist Gunther aber nicht König der Burgunder, sondern König der Franken. Die Erklärung hierfür findet sich im Waltherius selbst. Nibelungen bedeutet im mittelhochdeutschen nibelen: nebelig bzw. Nibelunc: Sohn des Nebels/der Finsternis. Im Waltharius, ist von Franci nebulones die Rede, was als nibelungische Franken übersetzt werden kann. Im Waltharius ist Nibelungen somit ein Attribut in Verbindung mit den Franken, die unter ihrem König Gunther um Worms am Rhein siedeln. Im Nibelungenlied wird Gunther (historisch richtiger) zu einem König der Burgunder. Später werden die Burgunder im Nibelungelied jedoch auch Nibelungen genannt. Walter flieht nach der Rheinüberquerung über die alte Römerstraße in Richtung Wasgenwald und dort findet auch der Kampf statt. Der Wasgenwald wird auch im Nibelungenlied – aber nur in der Handschrift B – erwähnt.

Heute befindet sich am Ort des Kampfes die Ruine einer mittelalterlichen Felsenburg. Sie erhielt ihren Namen nach dem Felsen, auf dem sie steht, dem Wasigenstein. Im 13. Jahrhundert gegründet, belegte die Anlage zunächst nur den östlichen Teil des Burgfelsens, wurde aber ab 1299 erweitert und durch eine zweite Burganlage auf dem westlichen Teil des Felsen ergänzt. Seither war sie eine Doppelburg. Sie wurde sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg vollständig zerstört und ist seitdem eine Ruine, steht aber seit dem Jahr 1898 unter Denkmalschutz. Die Doppelburg Wasigenstein besteht aus zwei baulich voneinander getrennten Teilen, die auf zwei felsigen Sandsteinbarren liegen und durch eine schmale, aber tiefe Schlucht (Schauplatz der im Waltharilied) beschriebenen Kämpfe voneinander getrennt sind. Nur an der Basis sind die beiden Felsenriffs miteinander verbunden. Sie sind bis zu 20 Meter hoch und bei einer Breite von maximal acht Metern insgesamt 75 Meter lang

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